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06.12.2022

Keine unmittelbare Blackout-Gefahr

TINETZ-Experte Christian Ammer über die Gefahren eines drohenden Stromkollaps, wie gut Tirol dafür gerüstet ist und warum Energiesparen ein wirksamer Beitrag ist.
Was ist der Unterschied zwischen einer Energiemangellage und einem Blackout?

„Ein Blackout ist ein plötzlich auftretender, großflächiger Stromausfall, von dem mehrere Länder betroffen sind. Im Gegensatz dazu entwickelt sich eine Energiemangellage über längere Zeit und lässt damit eine entsprechende Information und individuelle Vorbereitung zu. Die Einsparung von Energie steht dabei im Fokus um das Gleichgewicht aus (begrenzter) Erzeugung und Verbrauch weiterhin aufrecht erhalten zu können. Die zeitweise Abschaltung von Netzlast ist dabei das letzte Mittel, um einen gänzlichen Zusammenbruch der Versorgung zu verhindern.“


Welches Szenario ist wahrscheinlicher?

„Aktuelle Untersuchungen des Übertragungsnetzbetreibers APG für den bevorstehenden Winter zeigen eine herausfordernde, aber in einem realistischen Szenario trotzdem gut bewältigbare Situation. Speziell durch integrierte automatische Schutzmechanismen, enge Abstimmung unter den Netzbetreibern und laufende Trainings sorgen wir dafür, dass die Systemsicherheit zu jeder Zeit gewährleistet wird. Die Wahrscheinlichkeit für einen Blackout ist daher aus unserer Sicht gering, kann jedoch nicht absolut ausgeschlossen werden. Die aktuellen Entwicklungen am europäischen Energiemarkt ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber auch Niedrigwasser in den Flüssen, der sukzessiven Reduktion der Gaslieferungen aus Russland und dem Ausfall vieler französischer Atomkraftwerke, führen zu einer angespannten Lage. Ein sehr kalter Winter und neue unerwartete Rahmenbedingungen können die Situation verschärfen. Gerade deshalb ist jetzt Energiesparen wichtig und sinnvoll, um Verbrauchsspitzen zu verringern.“


Wie ist Tirol in Sachen Versorgungssicherheit grundsätzlich aufgestellt?

„Tirol ist auf einen Blackout sehr gut vorbereitet. Innerhalb eines Tages können wir die Stromversorgung im Großteil Tirols mithilfe der großen schwarzstart- und inselbetriebsfähigen Speicherkraftwerke wiederherstellen. Netzbetreiber und Kraftwerksbetreiber arbeiten dazu eng zusammen. Der Netzwiederaufbau hängt von der Verfügbarkeit der Kraftwerke, von der jeweiligen Lastsituation (Sommer/ Winter) und auch vom Wasserdargebot ab. Bis zur Wiederherstellung des europäischen Verbundbetriebes ist somit eine Grundversorgung möglich.“


Wie bereitet sich die TINETZ darauf vor?

„Die mit allen Beteiligten abgestimmten Konzepte und (automatischen) Schutzmechanismen werden regelmäßig evaluiert. Die periodische Teilnahme unserer Spezialisten sowohl an internen Übungen als auch an internationalen Simulationstrainings zum Netzwiederaufbau als auch zu Notfall- und Krisenszenarien bilden eine wichtige Basis für eine sichere Stromversorgung.“


Was kann jede/r Private dazu leisten?

„Jeder sollte in seinem Bereich für ein Mindestmaß an Resilienz sorgen. Die eigene Vorbereitung einen Tag ohne Strom auskommen zu können bildet dabei eine wesentliche Basis. Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Kerzen, Zünder, ... näheres dazu erfährt man beim Zentrum für Krisen- und Katastrophenmanagement Zivilschutzverband.“ (Link: https://www.tirol.gv.at/sicherheit/katziv/krisen-und-katastrophenmanagement/blackout)