Entwicklung der Inbetriebnahmen von PV-Einspeisern
Wie hat TINETZ auf diese Entwicklung reagiert?
Die installierte PV-Leistung im Netz der TINETZ ergibt sich mit Ende 2022 zu:
PV < 20 kWp | 9.609 Anlagen mit | 71,7 MWp |
PV < 50 kWp | 541 Anlagen mit | 17,2 MWp |
PV > 50 kWp | 451 Anlagen mit | 62,0 MWp |
PV TINETZ gesamt: | 10.601 Anlagen mit | 150,9 MWp (150.918 kWp) = fast ¾ Tirols |
Tirol PV gesamt: | ca.14.500 Anlagen mit | 213,0 MWp |
Hinweis: 1 GWp = 1.000 MWp = 1.000.000 kWp bzw. 1 MWp = 1.000 kWp
Mit Ende April 2023 sind im Netz der TINETZ insgesamt 11.534 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 177 MWp installiert. Die durchschnittliche angeschlossene Anlagengröße beträgt (ohne Berücksichtigung der 7 Anlagen größer 500 kWp) dabei 14,1 kWp.
91% der mittlerweile angeschlossenen PV-Anlagen sind bis zu 20 kWp groß und machen rund 45% der installierten PV-Leistung aus, der Beitrag der privaten Haushalte zur Klima- und Energiewende ist somit ein ganz wesentlicher!
In Österreich waren Ende 2020 etwa 2.043 MWp (2 GWp) im Netz an PV-Leistung installiert, im Jahr 2021 kamen 770 MWp dazu und im Jahr 2022 erstmals über 1.000 MWp. Ende 2022 sind damit etwa 4.000 MWp (4 GWp) an PV-Leistung im österreichischen Stromnetz installiert.
Die Inbetriebnahmen von PV-Anlagen sind im Netz der TINETZ in den letzten Jahren um das 3 bis 4-fache gestiegen: Nach etwa 590 Inbetriebnahmen pro Jahr bis inkl. 2019 kam es analog zu den Anfragen bis ins Jahr 2022 zu einer Steigerung auf 2.418 Inbetriebnahmen - zeitversetzt um etwa 1-2 Jahre in Folge der erfoderlichen Errichtungszeit. 2023 setzt sich dieser dynamisch steigende Trend weiter fort.
In den nachstehenden Tabellen ist die Entwicklung im Netz der TINETZ der letzten Jahre bis Ende März 2023 aufgelistet.
Diese Entwicklung haben folgende Ereignisse wesentlich beeinflusst: Das im Jahr 2020 intensiv diskutierte Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG 2020) wurde am 27.07.2021 im Nationalrat beschlossen, die Investitionsförderungen für die Errichtung von PV-Anlagen starteten mit Fördercalls ab März 2022. Darüber hinaus hat der Ukraine-Krieg seit 14. Februar 2022 mit den Gas-Lieferbeschränkungen aus Russland die Preise an den Strommärkten im Jahr 2022 in einem bislang unbekannten Ausmaß in die Höhe getrieben, sodass die Strom-Eigenproduktion schlagartig für viele Menschen zu einem wesentlichen Thema wurde.
Gemäß den bis Ende Q1/2023 an Kunden versandten Netzzugangsangebote mit noch nicht fertig gebauten und in Betrieb genommenen PV-Anlagen sowie die in Bearbeitung befindlichen Anfragen erhöht sich das Volumen der beabsichtigten PV-Installationen um weitere 11.600 Anlagen und mit weiteren etwa 165.000 kWp – aktuell ist damit die Verdoppelung der bislang im Netz installierten PV-Leitung bereits am Umsetzungsweg (mit Inbetriebnahmen überwiegend in den Jahren 2022-2024), sofern alle Projekte zur Umsetzung gelangen.
In den vier Fördercalls zum EAG 2020 wurden im Jahr 2022 insgesamt rund 60.000 PV-Anlagen bis 20 kWp gefördert - um insgesamt 240 Mio. Euro an Fördermittel. Allein im ersten Fördercall im April 2023 wurden für eine Investitionsförderung bereits 85.200 (von über 100.000 eingereichten) Anträgen genehmigt. Das entspricht einem weiteren Volumen von über 1 GW (= 1.000 MWp) zusätzlicher PV-Leistung. Bei mehr als 30.000 Photovoltaikanträgen wurde zusätzlich auch ein Speicher beantragt. Weitere Infos zu den Fördercalls finden Sie hier.
Auch in 2023 folgen weitere Fördercalls, insgesamt stehen dafür rund 600 Mio. Euro an Fördermittel zur Verfügung.
Die erhöhte Anzahl der Anlageninbetriebnahmen wirkt sich (wiederum zeitverzögert) auch auf den erforderlichen Netzausbau aus: Wurden im Jahr 2021 56 Trafostationen ins Netz neu eingebunden, so waren es im Jahr 2022 bereits 75 Stationen (plus ~ 50%). Für 2023 sind im April bereits bis zu 140 neue Stationsbauten geplant. Zusätzliche Projekte im Jahresverlauf 2023 können aufgrund entsprechender Vorlaufzeiten für die Projektplanung und die erforderlichen Lieferfristen für die Betriebsmittel (wie Stationen, Trafos oder Schaltgeräte) heuer nicht mehr umgesetzt werden und müssen für 2024 eingeplant werden.
Wir haben seit Beginn der Entwicklung verschiedenste Maßnahmen getroffen, um den weiterhin steigenden Zuwachs weitgehend abzufedern.
Um die Abwicklung der Angebotserstellung bestmöglich zu beschleunigen, hat TINETZ die Prozesse für die Bearbeitung der PV-Anträge optimiert: Die Beurteilung der Netzintegration ist für Anlagen im verbauten Gebiet bis zur einer Leistung von 20 kWp derzeit ausgesetzt, um für die Masse der Anfragen den Netzzugang rasch zu ermöglichen, wird ohne weitere Beurteilung die Einspeisung bis maximal 20 kW zugelassen. Hier liegen wir aktuell bei einer Bearbeitungszeit von rund 7 – 12 Tagen. Vertraglich wird jedoch eine mögliche Begrenzung der Einspeiseleistung auf das bestehende Netznutzungsrecht vereinbart, um im Bedarfsfall eine Reduktion der Einspeiseleistung zur Sicherstellung der einzuhaltenden Normwerte bzw. technische Grenzen zu ermöglichen. Aus Betriebssicht ist das solange zulässig, bis durch die Summe der Einspeisungen in einem Ortsnetz bzw. an einem Abzweig die zulässigen Auslastungs- oder Spannungsgrenzen erreicht werden.
Für eine automatisierte Abwicklung von Netzzugangsanfragen wurden Anforderungen an IT-Systeme konzipiert. Ein Kundenportal wurde im November 2022 eingeführt, das den PV-Interessenten zukünftig die direkte Eingabe ihrer PV-Netzzugangsanfrage über ein Online-Portal auf der TINETZ Homepage ermöglicht, das Netzzugangsangebot der TINETZ wird in Folge über das Portal im jeweiligen Kundenbereich zur Verfügung gestellt.
Wie läuft die Netzzugangsangebotserstellung ab?
In einer ersten Stufe können PV-Einspeiseanfragen bis 20 kWp mit Anlagen im verbauten Gebiet menügeführt, derzeit ohne Netzbeurteilung und damit automatisiert, sowie mit allen Kernsystemen der TINETZ gekoppelt innerhalb von 7 (bis maximal 12) Tagen erstellt werden. Für etwa die Hälfte der einlangenden Anfragen in diesem Segment erfolgt damit die Netzzugangsangebotserstellung (inklusive Vergabe Zählpunkt) mittlerweile automatisiert, die Kunden erhalten in rund 7 Tagen nach vollständiger Datenübermittlung ihr Netzzutrittsangebot.
Welche PV-Anfragen können nicht automatisiert abgewickelt werden?
Der automatisierte Durchlauf funktioniert bei jenen Anfragen noch nicht, wo die Kundendaten aus der Netzzugangsanfrage mit den Stammdaten in unseren Systemen nicht übereinstimmen. Hier muss für eine Erledigung der Anfrage ein manueller Abgleich erfolgen, der die Bearbeitungszeit erhöht. Der Automatisierungsgrad der Bearbeitung konnte von Betriebsbeginn des Portals mit etwa 40 % auf 66 % der Anfragen Ende Q1 2023 gesteigert werden, weitere Schritte zur Verbesserung folgen.
Für Photovoltaikanlagen größer 20 kWp, Anlagen zur Gesamteinspeisung, oder geplante Anlagen außerhalb des verbauten Gebietes sind technisch detaillierte und aufwändigere Netzbeurteilungen und ggf. Netzausbauplanungen mit einem Netzverstärkungsprojekt vor einer Inbetriebnahme zwingend erforderlich. TINETZ wird auch diese Anfragen so rasch als möglich abarbeiten. Ende Q1 2023 ergeben sich aufgrund dieser aufwendigen technischen Beurteilung Wartezeiten in der Niederspannung von bis zu 25 Wochen.
Wie hoch ist die Automatisierungsquote momentan?
Durch Verbesserungen der IT-Lösung inklusive Ergänzungen aus den Erfahrungen der ersten Betriebswochen ist es bislang gelungen, die Automatisierungsquote auf etwa 65 % der Anfragenerledigung in diesem Segment anzuheben.
Wie schaut die Personalsituation in der TINETZ momentan aus?
Insgesamt konnten in den Jahren 2021 und 2022 mehr als 30 zusätzliche Stellen im Anschlussprozess der TINETZ etabliert werden. Weitere Ressourcen wurden und werden durch „Querausgleich“ intern, Unterstützung durch externe Firmen oder Studenten, Trainees, spezielle Task-Forces etc. bereitgestellt. Zwei Drittel der neuen Stellen konnten bislang bereits besetzt werden.
Dazu sind in allen Bereichen laufend auch die „natürlichen Abgänge“ (Pensionierungen, Unternehmenswechsel, Bewerbungen intern, …) nachzubesetzen. Von den gemäß Stellenplan der TINETZ für 2023 491 Stellen sind über alle Fachbereiche per 01. April insgesamt 28 Stellen (6 %) unbesetzt. Hier spüren wir leider auch den allgemeinen Facharbeitermangel auf allen Ausbildungsebenen.
Unabhängig davon werden rund 10 % der Stellen in der TINETZ jedes Jahr neu besetzt und davon rund die Hälfte der neuen Mitarbeiter/innen vom externen Markt rekrutiert.
Wie entwickeln sich die Bearbeitungszeiten in Bezug auf Anschlussanfragen momentan?
Leider lassen sich die gestarteten IT-Automatisierungen (mit einer dabei erforderlichen, komplexen Integration in Bestandsysteme) oder die Besetzung der zusätzlich geschaffenen Stellen inklusive Einschulung der neuen Mitarbeiter/innen nicht in der gleichen Geschwindigkeit umsetzen, wie die Entwicklung der Anfragen. Wir versichern Ihnen aber, dass wir intensivst an den verschiedensten Maßnahmen zur Verbesserung arbeiten. Wir ersuchen um Verständnis, dass diese dynamischen Entwicklungen nicht ohne Rückwirkungen auf unsere gewohnten Bearbeitungszeiten geblieben sind.