Wie hilft der Smart Meter bei der Energiewende?

Auf Grundlage einer europäischen Verordnung hat der österreichische Gesetzgeber beschlossen, dass herkömmliche Stromzähler bis Ende 2024 (komplexe Anlagen bis 2025) auf digitale Messgeräte getauscht werden müssen. Diese digitalen Geräte können als sogenannte Smart Meter mit intelligenten Messfunktionen oder auf Wunsch der Kunden/innen auch als digitale Standardzähler konfiguriert werden. Im letzteren Fall wird wie mit den alten Zählgeräten weiterhin nur der Verbrauch als Gesamtzählerstand erfasst. Wenn die Kunden/innen den Messumfang ändern wollen, müssen die neuen Geräte nicht getauscht werden, je nach Anforderung der Kunden/innen erfolgt eine Konfigurationsänderung über die Kommunikationsverbindungen des Netzbetreibers. Die Kunden/innen können Anpassungen der Konfiguration jederzeit und wiederholt auch einfach über ihr Kundenportal direkt anstoßen.

Informationen zu Smart Meter und dem Rollout in unserem Versorgungsgebiet erhalten Sie hier!

TINETZ arbeitet intensiv am Rollout der Smart Meter: Von den rund 250.000 zu tauschenden Zählgeräten waren bis Ende 2023 rund 196.000 und damit 78% auf die neuen Smart Meter getauscht. Bis Ende 2024 wird der Rollout weitgehend abgeschlossen sein, bei komplexeren Sonderfällen kann die Umsetzung auch bis 2025 andauern.

Wozu nun den Smart Meter?

Ziel der europäischen und nationalen Klima- und Energiepolitik sind in erster Linie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Der Umbau unseres Energiesystems auf ein zukunftsfähiges, klimafittes System erfordert den (raschen) Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Erdgas und den effizienten Einsatz von erneuerbaren Energieressourcen.

Aus diesem Grund bedeutet die Energie-, Wärme- und Verkehrswende eine Abkehr von den fossilen Primärenergieträgern Kohle, Öl und Erdgas in allen Segmenten hin zu den Erneuerbaren Energiequellen wie z.B. Stromerzeugung aus Wasserkraft, Wind und Sonne zu biogenen Gasen und Feststoffen (Biomasse) oder zu Wasserstoff.

Nachdem ein „1:1-Ersatz“ beim Umstieg von einem auf den anderen Energieträger nicht die nachhaltigste Maßnahme darstellt, steht an erster Stelle immer der effiziente und sparsame Einsatz der Energie: Zuerst müssen demnach alle möglichen Potenziale ausgeschöpft werden zum Energiesparen und erst danach kommt die Substitution, also der Ersatz der Energieträger.

Es muss also die Wärmedämmung von Gebäuden VOR der Umstellung des Heizsystems stehen, eine Anpassung des Mobilitätsverhaltens hin zum Ausbau und der verstärkten Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln VOR einem Umstieg von Benzin- und Dieselfahrzeugen auf z.B. Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge oder eben auch ein energieeffizientes Nutzerverhalten in Betrieben und Haushalten beim Betrieb elektrischer Geräte.

Und hier kommt der Smart Meter ins Spiel: Nur, wenn ich meinen Stromverbrauch kenne und Änderungen in meinem Nutzerverhalten nachvollziehen kann, kann ich bewusst Maßnahmen zum effizienten und damit klimafreundlichen Einsatz meiner Stromanwendungen setzen.

Oder anders ausgedrückt: Wenn ich abnehmen will, hilft mir eine Waage, mit der ich mein Anfangsgewicht und den laufenden Fortschritt der Gewichtsabnahme feststellen kann. Genau diese Waage ist der Smart Meter für den Energieverbrauch. Mit den jährlichen Rechnungen zum Stromverbrauch fällt es energiebewussten Kunden/innen aber schwer, mögliche „Stromfresser“ direkt aus dem Stromverbrauch abzuleiten oder die Wirkung von gesetzten Stromsparmaßnahmen zu erfassen. Dazu ist eine rasche und detailliertere Rückmeldung zum Stromverbrauch erforderlich. Und das liefert der Smart Meter, wenn er in der Konfiguration als Intelligentes Messgerät mit erweiterten Funktionen (IME) konfiguriert ist: Es werden dann 15-Minuten-Verbrauchswerte 1x täglich erfasst und den Kunden/innen am Folgetag im Kundenportal als Verlauf zur Verfügung gestellt. Diese Werte sind auch direkt en einer Schnittstelle am Smart Meter abgreifbar und für individuelle Anwendungen (z.B. „Smart-Home-Anwendungen“) in den Kundenanlagen nutzbar. So können energiebewusste Kunden/innen am Folgetag die Wirkung ihrer Sparmaßnahmen direkt einsehen oder auch technische Optimierungssysteme für die eigene Anlage mit den Smart-Meter-Daten versorgen. Auch die Stromrechnung kann jederzeit und auf Wunsch von jährlich auf monatlich umgestellt werden.

Aber:  Alleine mit einer Waage zu Hause nehme ich nicht ab. Ich muss schon was an meinem bisherigen Verhalten ändern z.B. mehr Sport betreiben, weniger essen und / oder meine Ernährung umstellen, damit ich auch an Gewicht verliere. Und genau so ist es bei der Energieeffizienz: Mit dem Wissen um den effizienten Stromeinsatz, mit geeigneten Energiesparmaßnahmen, wenn erforderlich und den Informationen aus den Verbrauchsänderungen mit dem Smart Meter kann Klimafreundlichkeit dann ähnlich wie bei Abnehmen gelingen. Aber auch hier bleibt es jedem Einzelnen von uns nicht erspart, sich über Maßnahmen im Detail für den eigenen Wohn-, Arbeits- und Mobilitätsbereich zu erkundigen, sich Ziele vorzunehmen und konsequent an der Umsetzung zu arbeiten.

Darüber hinaus bietet Ihre PV-Anlage zusätzliche Möglichkeiten für den nachhaltigen Einsatz von erneuerbaren Energien: Der Betrieb von Geräten kann in Zeiten verschoben werden, wo die Sonne scheint und Ihr Sonnenkraftwerk Strom produziert – damit nutzen Sie die Erzeugung Ihrer Anlage für den Eigenverbrauch, was sich im eigenen Geldbörserl auszahlt und – wenn das viele Kunden/innen gleichzeitig optimierten - auch insgesamt die Stromproduktion in Österreich und Europa aus fossilen Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerken reduziert werden kann. Darüber hinaus können Sie manche Verbraucher bewusst dann in Betrieb nehmen, wenn im europäischen Stromnetz viel Strom aus Erneuerbaren wie beispielsweise Wind oder Sonne verfügbar ist.

Welche Verbraucher eignen sich dafür?

All jene, wo der Betrieb nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zwingend notwendig ist, sondern ohne Komfortverlust irgendwann am Tag erfolgen kann, z.B. das Aufwärmen des Pufferspeichers der Heizung und des Warmwasserboilers, das Laden des E-Autos, der Betrieb einer Wärmepumpe oder eines Geschirrspülers.

Das Zusammenspiel im Energiesystem und die Funktionsweise des Stromnetzes der Zukunft ist oftmals unter dem Begriff „Smart Grid“ (intelligentes Netz) zusammengefasst. Im Internet sind verschiedenste Erklärvideos zu Smart Grids oder zur Energiewende zu finden, die auf verständliche Weise die Anforderungen der Energiewende und die Lösungen der zukünftigen Stromnetze erklären.

In Zukunft wird es auch verstärkt Dienstleistungen und Angebote von Energie-, Mobilitäts- und Wärme-Dienstleistern geben, die das über Aufklärung und Tipps sowie auch mit speziellen Angeboten und Produkten unterstützen und anbieten.

Beispielsweise können Sie sich dazu bei allen Stellen zur Energieberatung, bei Ihrem Energielieferanten, bei Wärmeversorgern und Heizungsinstallateuren oder auch in diversen Mobilitäts-Foren im Detail erkundigen. Wichtig sind in letzter Konsequenz immer gute und wirksame Lösungen, die auf die persönliche Situation zugeschnitten sind.

Die Netzbetreiber und der Smart Meter stellen die dafür nötige Infrastruktur zur Verfügung. Im Vergleich agieren wir hier wie z.B. ein Autobahnbetreiber – der stellt die Straßeninfrastruktur in geeigneter Form zur Verfügung - ob und in welcher Form diese dann durch Frächter etc. genutzt werden, ist deren Schwerpunkt und erfolgt nicht über Angebote des Infrastrukturbetreibers.

Aber wir möchten an dieser Stelle alle unser Kund/innen dazu ermutigen, sich mit dem effizienten Einsatz Ihrer Stromgeräte im Detail auseinander zu setzen, bei Ihren digitalen Messgeräten die intelligenten Messfunktionen zu aktivieren und sie somit zu Smart Metern (also intelligenten Zählern) zu machen. Damit sind Sie in Folge bereit einen Beitrag zum Klimaschutz und effizienten Energieeinsatz zu machen.